Die Burg

800 Jahre Geschichte

Mitte des 13. Jahrhunderts, im Jahr 1246, hören wir zuerst von der Kolvenburg. Die Epoche der berühmten Stauferkaiser ging gerade zu Ende, Thronstreitigkeiten erschütterten das Reich, der Kölner Dom stand kurz vor dem Baubeginn. Damals lebte im Süden von Billerbeck ein Mann aus dem niederen Adel: Sweder von Billerbeck.

Wir wissen nicht viel über ihn, aber er ist der erste Besitzer der Burg, der sich identifizieren lässt. Der kleine Adelssitz hätte, wie so viele andere, schon im Mittelalter leicht wieder untergehen können. Stattdessen erlebte er in immer neuen Verwandlungen fast 800 Jahre Geschichte – und sorgt heute als Ort für Kultur und attraktives Ausflugsziel selbst für spannende Erlebnisse.

 

Burg im Wandel

Die baulichen Anfänge der Kolvenburg sind nicht genau bekannt. Bei einer Zeitreise zurück würden wir vielleicht einen hölzernen Turm auf dem Erdhügel südöstlich vom heutigen Burghaus entdecken.

Dieser schlichte Burgtypus, zu dem noch ein paar Vorgebäude gehörten, war im Hochmittelalter sehr häufig. Man nennt ihn „Motte“ – nach dem französischen Wort für Erdhaufen. Wann die Kolvenburg zuerst ein steinernes Herrenhaus bekam, ist unklar. Der jetzige Bau mit dem Krüppelwalmdach und dem Renaissance-Erker aus Backstein stammt im Wesentlichen aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Sämtliche Wirtschaftsgebäude sind verschwunden, ebenso die Spuren der Kalk- und Ziegelherstellung, die man im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert auf dem Burggelände betrieb.

 

Jenseits des Wassers

Den Namen Kolvenburg gab es zu Zeiten Sweders von Billerbeck noch nicht. Man sprach vielmehr von der Burg Overwater, also „Überwasser“, bedingt durch die Lage jenseits der Berkel. Sweders Nachfahren gingen offenbar schon im 13. Jahrhundert wieder von hier fort.

In den folgenden beiden Jahrhunderten lernen wir dafür andere Besitzerfamilien aus dem Niederadel kennen – die Colve, die Holthausen und die Voet. Letztere inspirierten den Volksmund zu der Bezeichnung „Voetshues“ für die Burg, die man auch so nannte, als sie 1456 während einer großen Fehde im Bistum Münster zeitweilig besetzt wurde.

 

Ein sagenhafter Name

Etwa 1494 erbte der Burgmann Godeke von Münster den Billerbecker Adelssitz – und wusste alsbald Erstaunliches zu vermelden: Schon unter Karl dem Großen sei die Burg im 8. Jahrhundert ein christlicher Stützpunkt gegen die Heiden gewesen und der Familie Colve anvertraut worden. Folgerichtig bevorzugte Godeke die Bezeichnung „Colvenborch“ – und bis heute ist es bei „Kolvenburg“ geblieben.

Die glanzvolle Gründungssage ließ den Burgbesitzer seinerzeit auf Pluspunkte im Prestigekampf mit dem benachbarten Haus Hameren hoffen. Den historischen Tatsachen entsprach sie nicht. Die Kolvenburg trägt also seit gut 500 Jahren einen buchstäblich sagenhaften Namen.

 

Ferne Besitzer

1598 wurde die Kolvenburg von spanischen Truppen besetzt, die damals gegen die Niederlande operierten. Die jeweiligen Besitzer wohnten inzwischen aber nicht mehr auf der Burg, die Verwaltung blieb hier sogenannten Rentmeistern überlassen.

So hielt es auch die Familie von Romberg, die den Billerbecker Besitz im 17. Jahrhundert übernahm, sich aber lieber auf den Schlössern Brünninghausen und Bladenhorst in Dortmund und Castrop aufhielt.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Kolvenburg schließlich an die Freiherren von Twickel auf Haus Hameren verkauft, die sie ihrerseits 1966 an den Kreis Coesfeld verpachteten.

 

Die Kulturburg

1976 konnte die Kolvenburg nach umfassender Renovierung als Kulturzentrum des Kreises Coesfeld neu eröffnet werden.

Ausstellungen, Konzerte und viele andere Veranstaltungen locken alljährlich zahlreiche Gäste an. Werke von zeitgenössischen Künstlern wie Danny Minnick, Sala Lieber und Julian Schnabel, aber auch Daniel Richter, Joseph Beuys und Pablo Picasso waren in den historischen Räumen zu sehen und entfalteten in den mittelalterlichen Mauern eine besondere Magie.